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Artenvielfalt braucht intakte Lebensräume

Anlässlich des Internationalen Tags des Artenschutzes am 3. März macht die Kreisgruppe Miltenberg des BUND Naturschutz in Bayern auf die dramatische Lage vieler Arten weltweit und auch im Landkreis Miltenberg aufmerksam. „Klimakatastrophe und Artensterben bedingen sich gegenseitig“, betont Steffen Scharrer, Vorsitzender der Kreisgruppe.

03.03.2023

Das zeige sich zum Beispiel bei den Amphibien. Sie seien weltweit die am stärksten bedrohte Wirbeltierklasse. Immer häufiger trockneten Laichgewässer aus, bevor die Kaulquappen sich entwickeln können. Andererseits speicherten gerade Feuchtgebiete, Moore und Feuchtgrünland Kohlendioxid und wirkten so als natürliche Kohlenstoffsenken.

Auch im Landkreis Miltenberg stünden Arten wie der Laubfrosch, die Gelbbauchunke oder der Kammmolch vor dem Aus. Hier seien dringend Rettungsmaßnahmen angesagt. Gemeinsam mit dem Landschaftspflegeverband, dem Landesbund für Vogelschutz und dem Naturpark Spessart werde derzeit ein entsprechendes Projekt auf den Weg gebracht, so Steffen Scharrer. „Der Laubfrosch kommt im Landkreis nur noch an einem Ort in einer extrem kleinen Population vor. Wir wissen nicht, ob sie die kommenden Jahre überlebt.“

Der Tag des Artenschutzes steht in diesem Jahr unter dem Motto „Partnerships for Conservations“. Der BN ist mit seinen 76 Kreisgruppen ein starker Partner für den Naturschutz und macht vor Ort Natur- und Umweltschutz erlebbar. „Unsere Kreisgruppe ist im Artenschutz besonders aktiv und bietet Menschen die Möglichkeit, sich zu engagieren. Wir sind Anlaufstelle, Ansprechpartner und Koordinator verschiedenster kleiner und großer Projekte zum Wohle unserer Natur“, erklärt Steffen Scharrer.

In Deutschland stehen momentan 33 Prozent der Wirbeltiere, 34 Prozent der wirbellosen Tiere, 31 Prozent der Pflanzen und 20 Prozent der Pilze auf der Roten Liste gefährdeter Arten. Sogar einst allgegenwärtige Arten wie der Grasfrosch oder der Wiesen-Salbei haben dramatisch abgenommen.

„Es ist höchste Zeit, verstärkt gegenzusteuern und den Rückgang der Vielfalt an Genen, Arten und Ökosystemen zu stoppen“, erklärt Scharrer. „Die größten Bedrohungen sind Lebensraumverlust durch intensive Landnutzung und Überbauung, Verschmutzung und Überdüngung sowie Wasserbaumaßnahmen. Dass gute Schutzmaßnahmen wie Renaturierung, naturverträgliche Landnutzung oder Jagdverbote Wirkung zeigen können, zeigt die positive Entwicklung einzelner Arten wie Wildkatze oder Biber.“

Für den Landkreis Miltenberg zieht Scharrer eine negative Bilanz: „Vor allem der Flächenfraß im Maintal macht vielen Arten zu schaffen. In Faulbach wurde eine ehemalige Kiesgrube, ein Rückzugsort vieler Amphibien- und Libellenarten, in einen gigantischen Autoparkplatz umgewandelt worden. In Sulzbach plant das Staatliche Bauamt eine überdimensionierte Straße durch die Mainauen und in Erlenbach sollen nach den bisherigen Plänen zusätzlich 55 Hektar wertvolle Lebensräume der ICO-Erweiterung geopfert werden.“

Scharrer betont daher: „Wir brauchen deutlich mehr Artenschutz auf allen Ebenen. Der Schutz des brasilianischen Regenwaldes ist wichtig, aber kein Ersatz für den Schutz der vielfältigen Lebensräume in unserem Landkreis – vor unserer Haustür.“ Neben einer grundsätzlichen ethischen Verantwortung für alle Arten führt der Bund Naturschutz auch handfeste wirtschaftliche Gründe für verstärkten Artenschutz ins Feld. Wir Menschen seien existenziell abhängig von einer Vielzahl von Leistungen der Ökosysteme und Arten, wie beispielsweise der Bestäubung oder der Wasserreinigung und Kohlenstoffspeicherung.

Die Arten der Ökosysteme bilden ein dichtes Netz mit vielen Verbindungen und Abhängigkeiten. Jede Art kann hierfür bedeutsam sein. Je mehr Arten verschwinden, desto anfälliger werden die Ökosysteme gegenüber Störungen. Daher nehmen die Ökosystem-Leistungen bereits in erschreckendem Ausmaß ab.  Der BN fordert daher eine deutlich stärkere Beachtung des Schutzes von Arten und ihren Lebensräumen auf allen Ebenen von der Abschaffung aller natur- und klimaschädlichen Subventionen über eine gemeinwohl-orientierte Land- und Forstwirtschaft und großflächige Renaturierung von Flüssen, Auen und Mooren bis hin zum Verzicht auf weitere Zerstörungen durch Straßenbau und Flächenverbrauch.

Die Kreisgruppe kann auch Erfolge aufweisen. So habe man den stark gefährdeten Gartenschläfer nach seiner Wiederentdeckung in Großheubach ins Visier genommen und setze konkrete Schutzmaßnahmen um. „Besonders erfreulich ist, dass sich hier viele Ehrenamtliche engagieren, so Steffen Scharrer. Auch für das landesweite Artenhilfsprogramm Feuersalamander sei der Landkreis Miltenberg ein Schwerpunkt. Mithilfe sogenannter Gumpen – kleinen Vertiefungen entlang Quellbächen – sei erreicht worden, dass manche Stellen nicht so schnell austrocknen und die Larven der Salamander sich entwickeln können.