Blütenreich und ohne Gift - Pestizidfreie Gemeinden als Vorbild
Über 50 Zuhörer konnte der stellvertretende BN Kreisvorsitzende Dr. Hans Jürgen Fahn beim Infoabend „Pestizidfreie Kommunen“ am 9. Juli 2019 in Obernburg begrüßen. Darunter auch die Kreisräte Petra Münzel, Matthias Ulmer, Rudi Schuck und Stephan Roth-Oberlies (Kreisrat Aschaffenburg).
Eigens aus Berlin war die BUND Pestizidexpertin Corinna Hölzel angereist, um das bundesweite BUND Projekt „Pestizidfreie Kommunen“ in einem Vortrag vorzustellen.
Derzeit gibt es bundesweit bereits 500 Kommunen, die ganz oder teilweise auf Pestizide oder Glyphosat verzichten. Damit wird in vielen Kommunen umgesetzt, was die Bürgerinnen und Bürger wollen: mehr Natur- und Artenschutz.
Im Landkreis Miltenberg haben beim Volks¬begehren „Rettet die Bienen“ 18246 Bürger unterschrieben (19,1%) und damit klar vorgegeben, dass man auch lokal gegen den globalen Insektenschwund vorgehen muss, was Angelika Nortmann und Christina Ulzhöfer vom Aktionsbündnis Giftfrei im 3Ländereck e.V. durch zahlreiche Wortbeiträge bestätigten.
Kritik übte die BUND Pestizidexpertin Corinna Hölzel an der Deutschen Bahn, die nach wie vor an den Gleisen jährlich über 80t Glyphosat spritzt und damit wertvollen Lebensraum vernichtet.
Die Referentin erläuterte außerdem an zahlreichen Beispielen, dass es wichtig ist, den Lebensraum für Insekten zu schützen und zu erhalten. Dabei nannte sie folgende Beispiele:
• Schaffung von strukturreichen Landschaften wie Hecken, Streuobstwiesen bzw. Grünland
• Insektenschützendes Mahdregime
• Renaturierung von Fließgewässern und Auen und Ausweisung von Gewässerrandstreifen
• Erhöhung des Grünanteils zum Beispiel durch Fassaden- und Dachbegrünung
• Umstellung auf insektenfreundliches Licht
Grundsätzliches Ziel müsse es sein, innerhalb der Kommunen artenarme Flächen in artenreiche Lebensräume zu verwandeln. Für Corinna Hölzel ist es auch wichtig, dass Verbraucher aktiv werden. Sie können naturnah gärtnern und auf Pestizide verzichten oder verstärkt Biolebensmittel kaufen.
Durch das erfolgreiche Volksbegehren in Bayern werde auch der Anteil der Ökolandwirtschaft bis 2025 auf 20% und auf 30% bis 2030 steigen. „Hier müssen aber die Landwirte durch staatliche Förderprogramme unterstützt werden“, forderte Hans Jürgen Fahn.
Corinna Hölzel nahm auch eine Anregung von Matthias Ulmer auf, dass es wichtig sei, die Landwirte nicht nur als Produzenten von billigen Lebensmitteln, sondern als wichtige Akteure zum Erhalt der Umwelt und der Natur zu betrachten. Dazu gibt es im Landkreis Miltenberg einen Runden Tisch Artenvielfalt, den Landrat Jens Marco Scherf einberufen hat und der unter anderem auch zum Ziel hat, alle Akteure zu konstruktiven Gesprächen zusammen zu bringen.
Stadtrat Manfred Schmock (Obernburg) mahnte an, das Thema Artenschutz stärker in den Lehrplänen und im praktischen Unterricht zu verankern.
Corinna Hölzel betonte zum Schluss noch einmal, dass die Alternativen zum Einsatz von Ackergiften vorhanden seien. Daher sei es zu begrüßen, dass immer mehr Kommunen auf Pestizide verzichten und dies auch schon in Klauseln in Pachtverträgen verankern.
Blütenreich und ohne Gift, das soll in Zukunft das Motto sein.