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Die Wildkatze gehört zum Spessart

Auf leisen Sohlen schleicht sich die Wildkatze zurück in die bayerischen Wälder. Irgendwann zwischen 1920 und 1940 war sie hier vom Menschen ausgerottet worden. Vor 30 Jahren startete der Bund Naturschutz mit der Widereinbürgerung - zuerst im Spessart. Hier ist heute auch der Verbreitungsschwerpunkt in Bayern.

25.11.2016

"Aus dem Landkreis Miltenberg gibt es bisher keinen gesicherten Nachweis", berichtete Ulrike Geise am Donnerstag in Dorfprozelten. Die Biologin ist beim Bund Naturschutz für den Schutz der Wildkatze zuständig. Die Kreisgruppe hatte zu einem Vortrag über die scheue Katze eingeladen.

Deutschland habe beim Wildkatzenschutz europaweit eine besondere Verantwortung. Hier klaffe zwischen der Slowakei im Osten und Frankreich im Westen eine große Lücke im Verbreitungsgebiet der Art. "Wildkatzensprung" heißt deshalb auch das Projekt, das der Bund Naturschutz gemeinsam mit dem Bundesverband BUND gestartet hat.

Von der Hauskatze unterscheidet sich die Wildkatze durch den schwarz geringelten, eher buschigen Schwanz, die gelbliche Grundfärbung und die gedrungene Gestalt. Sie ist sehr menschenscheu und lebt fernab von Siedlungen. Obwohl die Art ein harmloser Mäusefresser sei, gebe es immer wieder Widerstände gegen ihre Wiedereinbürgerung. Vor allem aber erschwerten Straßen die Wiederbesiedelung von Waldgebieten. Immer wieder würden Katzen überfahren.

Der Lebensraum der Wildkatzen sind große, zusammenhängende Laub- und Mischwälder. In Naturwäldern liebt sie Lichtungen, die zum Beispiel durch umgestürzte Bäume geschlagen wurden. Gerne sitzen die Katzen auf den Wurzelstrünken und beobachten von dieser leicht erhöhten Position die Umgebung. Im Wirtschaftswald halten meist Holzstapel als Ersatz her. Für die Jungtiere, die sich darin versteckten, sei es deshalb eine große Gefahr, wenn die Holzstapel zum falschen Zeitung abgefahren würden, so die Biologin. Als "Schirm-Art" sei die Wildkatze ein Indikator für ein intaktes Wald-Ökosystem. Wo sie Heimat finde, könnten auch andere bedrohte Tierarten Leben. Als Beispiele nannte Ulrike Geise Fledermäuse, den Schwarzstorch und Amphibien. Es sei sehr wahrscheinlich, dass die Wildkatze auch im Landkreis Miltenberg heimisch ist. In den Nachbarlandkreisen Main-Spessart und Aschaffenburg wurde sie bereits nachgewiesen - sogar in unmittelbarer Nähe der Landkreisgrenze. Der Landkreis Miltenberg sei deshalb besonders spannend, weil er als einziger bayerischer Landkreis auch große Teile des Odenwaldes umfasst. "Und im Odenwald fehlt die Wildkatze offenbar ganz", so Geise. Weil Wildkatzen nicht wasserscheu sind, durchquerten sie sogar kleinere Flüsse. Es sei deshalb durchaus möglich, dass sie auch den Main überwunden habe und von hier aus den Odenwald erobere. Diesen Fragen auf den Grund zu gehen, sei deshalb ein besonderes Anliegen.

Kreisvorsitzender Steffen Scharrer betonte, dass der Landkreis Miltenberg immerhin der drittwaldreichste in ganz Bayern sei. Es sei deshalb höchste Zeit, nach der Wildkatze zu suchen. Die Erfassung sei jedoch kein Selbstzweck. Vielmehr gehe es darum, zu erkunden, mit welchen Maßnahmen man die Tiere gezielt fördern kann und wo sie besonderen Schutz brauchen. Scharrer schlug auch einen Bogen zur aktuellen Nationalpark-Diskussion. Die Wildkatze profitiere durch ein solches Schutzgebiet in besonderem Maße und könne zu einem Markenzeichen des Spessarts werden.

Ulrike Geise stellte in groben Zügen die Methode der Erfassung vor. Es werden im Abstand von etwa einem Kilometer Lockstöcke ausgebracht. Das sind grob gesägte Kanthölzer, die mit Baldrianduft eingesprüht werden und an denen die Katze ihre Haare zurücklassen. Diese werden dann genetisch untersucht und die Art so nachgewiesen. Die Untersuchung im Forschungsinstitut Senckenberg sei jedoch aufwändig und koste 150 Euro pro Probe.

Steffen Scharrer wies darauf hin, dass bei einem Workshop im Januar alle Interessierten von einer Biologin in die Methode eingeführt würden. Wer dabei ehrenamtlich mithelfen möchte, kann sich in der Geschäftsstelle des Bundes Naturschutz melden (info@bn-miltenberg.de).