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Jahreshauptversammlung mit Rekordbesuch

"Artenkenntnis erhalten – Entdecke Dein NaturTalent" ist der Titel eines dreijährigen Projektes der Kreisgruppe Miltenberg des Bunds Naturschutz (BN). Vorsitzender Steffen Scharrer stellte es am Dienstag in den Mittelpunkt seines Berichtes bei der Jahreshauptversammlung in Klingenberg. Etwa 70 Mitglieder und Interessenten waren gekommen, um sich über die Arbeit der Kreisgruppe zu informieren.

16.11.2018

48 Artenkenner im Landkreis ausgebildet

Weitere kostenlose Bestimmungskurse geplant

"Artenkenntnis erhalten – Entdecke Dein NaturTalent" ist der Titel eines dreijährigen Projektes der Kreisgruppe Miltenberg des Bunds Naturschutz (BN). Vorsitzender Steffen Scharrer stellte es am Dienstag in den Mittelpunkt seines Berichtes bei der Jahreshauptversammlung in Klingenberg. Etwa 70 Mitglieder und Interessenten waren gekommen, um sich über die Arbeit der Kreisgruppe zu informieren.

Im Mittelpunkt des Projektes stehen kostenlos angebotene Bestimmungskurse. 2018 nahmen daran 48 Personen zu den Themen Schmetterlinge, Libellen und Botanik teil. Die hohe Zufriedenheit der Kursteilnehmer untermauerte Scharrer mit den Ergebnissen einer Online-Befragung. Demnach wollen sich fast 90 Prozent weiterhin mit dem Thema beschäftigen. "Im kommenden Jahr werden wir Kurse über Vögel, Heuschrecken sowie Wildbienen und Wespen anbieten", berichtete Scharrer. Nähere Informationen dazu gibt es unter www.naturtalent-gesucht.de. Er bedankte sich auch bei den sechs Experten, die sich bereiterklärt hatten, in ihrer Freizeit ohne Bezahlung ihr Wissen an Interessierte weiterzugeben. Das Projekt soll auch das Wissen um die Biodiversität im Landkreis Miltenberg fördern. So plant der BN Ergebnisbände über die Libellen, die Amphibien und Reptilien im Kreis mit einer Vorstellung der hier lebenden Arten und ihren Ansprüchen sowie mit Verbreitungskarten. Daraus können dann auch gezielte Maßnahmen zum Schutz der Arten abgeleitet werden. Das Artenkenner-Projekt wird über das LEADER-Programm aus EU-Mitteln gefördert.

Ein weiterer Schwerpunkt war das Naturschutzgebiet Mainauen bei Sulzbach und Kleinwallstadt. Der BN wolle sich verstärkt darum bemühen, den Wert und die Attraktivität der letzten verbliebenen Auwald-Reste im Landkreis hervorzuheben. Hierfür haben die Mitglieder des BN im Naturschutzbeirat des Landkreises, Gerd Andres und Steffen Scharrer eine Bestandsaufnahme der Beschilderung gemacht und einen Vorschlag für Informationstafeln unterbreitet - in Abstimmung mit der Unteren Naturschutzbehörden. Gemeinsam mit dem Landesbund für Vogelschutz und der Naturschutzgruppe des Sulzbacher Wandervereins arbeite der BN derzeit an einer Broschüre über das Naturschutzgebiet, die zum 25. Jubiläum im kommenden Jahr, gemeinsam mit den Infotafeln, vorgestellt werden soll. In diesem Zusammenhang lobte Scharrer die Zusammenarbeit mit dem behördlichen Naturschutz und insbesondere mit Landrat Jens Marco Scherf. Dieser habe immer ein offenes Ohr für die Anliegen der Naturschützer.

Scharrer berichtete außerdem über die Aktion Bio-Brotbox, in deren Rahmen alle etwa 1200 Schulanfänger eine kostenlose, gefüllte Frühstücksbox erhielten, mit einer Karotte aus biologischem Anbau, einem Ei und anderen Lebensmitteln aus biologischem Anbau, regionaler Vermarktung oder Fairem Handel. Die Aktion habe nur stattfinden können, weil die LAG Main4Eck einen Zuschuss von 1000 Euro gewährt habe.

Kritik an der Miltenberger Kreisgruppe des Bayerischen Jagdverbandes stand im Mittelpunkt, als über die Entwicklung um die Schießanlage in Mainbullau berichtet wurde. „40 Tonnen Bleischrot und 157 Kilogramm krebserregende Stoffe (PAK) aus alten Wurfscheiben liegen im Waldboden, und anscheinend kümmert es niemanden“, kritisierte Steffen Scharrer. Anstatt auf Stahlschrot umzusteigen, regne es immer noch weiter Blei auf den Boden, während wohl noch jahrelang untersucht werde, ob das schädlich fürs Grundwasser ist. Die Kreisgruppe fordert hier auch vom Landratsamt ein entschiedeneres Durchgreifen. Der BN werde sich neue Verbündete suchen und will im kommenden Jahr eine „kreative und publikumswirksame Aktion“ vor Ort organisieren.

Den zu hohen Flächenverbrauch in Bayern stellte der stellevertretende Vorsitzende Hans Jürgen Fahn in den Mittelpunkt seiner Ausführungen. Es sei abzuwarten, ob die im neuen Koalitionsvertrag formulierten Zielvorstellungen auch in die Tat umgesetzt würden. Fahn kritisierte zudem, dass zur Lösung von Verkehrsproblemen immer zuerst automatisch nach einer Ortsumfahrung gerufen werde. Mit Blick auf die Planung in Sulzbach forderte er, regionale Konzepte und Entwicklungen besser zu berücksichtigen. Der Bund Naturschutz habe im Juli gezeigt, dass es andernorts durchaus gelungen sei, durch innerörtliche Maßnahmen den Verkehr zu beruhigen und für die Anwohner verträglicher zu gestalten. Im kommenden Jahr werde der Bund Naturschutz mit einem Verkehrsplaner dazu gezielte Vorschläge für Sulzbach erarbeiten – als Beispiel für andere Kommunen.

Landrat Jens Marco Scherf ging in seinem Grußwort auf die vielfältigen Anknüpfungspunkte zwischen seinem Amt und dem Bund Naturschutz ein. Der BN und die Untere Naturschutzbehörde zögen an einem Strang. Die Zusammenarbeit im Naturschutzbeirat und im Landschaftspflegeverband sei sehr gut und von gegenseitigem Vertrauen geprägt. Er dankte den Mitgliedern des BN für ihre Arbeit zum Schutz der Natur im Landkreis Miltenberg.