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Menschen müssen sich erst wieder an den Wolf gewöhnen

„Weder Euphorie noch Panik ist gegenüber dem Auftauchen des Wolfs im Odenwald angebracht“, betonte Michael Mendel bei der jüngsten Vorstandssitzung des Bundes Naturschutz in Obernburg. Sein Ansinnen sei es, die Diskussion zu versachlichen. Mendel gehört der Naturschutzwacht im Landkreis und dem „Netzwerk Große Beutegreifer“ des Landesamtes für Umwelt an. Die Aufgabe der Mitglieder dieses Netzes ist unter anderem, Sichtungen von Luchs, Wolf und Bär zu beurteilen, Spuren zu sichern und mögliche Konflikte vor Ort zu lösen.

06.12.2017

Der Kreisvorstand des BN hatte den aktiven Jäger und Falkner Mendel eingeladen, um über das jüngste Auftauchen eines Wolfes an der Landkreisgrenze bei Kirchzell zu berichten. Dort hatte ein Wolf im November wenige hundert Meter jenseits der Landkreisgrenze sieben Schafe gerissen.

Ortrud Groß berichtete von einem Gespräch mit einem Schäfer, der sich große Sorgen um seine Herde mache. Mendel bestätigte, dass es oft nicht nur der finanzielle Schaden ist, sondern die Schäfer in der Regel an ihren Tieren hingen. Steffen Scharrer betonte, dass die Schäferei in vielen Fällen Partner des Naturschutzes sei, zum Beispiel wenn es um das Offenhalten wertvoller Grünlandflächen gehe.

Er wies darauf hin, dass in anderen Ländern das Zusammenleben zwischen Mensch und Wolf nahezu reibungslos funktioniere. Eine Gefahr für den Menschen sei nicht gegeben. Weltweit würden pro Jahr nur etwa zehn Todesfälle bekannt, obwohl allein in Europa zwischen 10.000 und 15.000 Wölfe lebten - auch in unseren Nachbarländern Österreich, Schweiz und Tschechien. In Deutschland lebten seit 1996 wieder Wölfe, vor allem in den östlichen Bundesländern. In Bayern wanderten hin und wieder einzelne Wölfe zu- oder durch.

Mendel betonte, dass Schäfer in Bayern für die getöteten Tiere einen finanziellen Ausgleich erhielten. Der Wolf nutze die für ihn am leichtesten zugängliche Nahrung. Es sei aber ungewöhnlich, dass der Wolf gleich mehrere Tiere getötet habe. Bei allen drei bisher im Odenwald bestätigten Rissen habe es aber Mängel an der Umzäunung gegeben.

Schutzmaßnahmen seien zum Beispiel Zäunung oder der Einsatz von Herdenschutzhunden. Das Landesamt für Umwelt stelle hierfür auch mobile Zaunanlagen zur Verfügung.

Scharrer wies darauf hin, dass der Bund Naturschutz für ganz Bayern ein spezielles Förderprogramm fordere, das den Tierhaltern den gesamten Mehraufwand für Herdenschutzmaßnahmen und den Einsatz von Herdenschutzhunden erstattet. Im Konfliktfall könnten gut ausgebildete Herdenschutzhunde auch schnell in betroffene Herden integriert werden, wie dies zum Beispiel in der Schweiz geschehe.

Nach Michael Mendels Einschätzung seinen Spessart und Odenwald kein „Wolfsland“. Es sei wahrscheinlicher, dass sich Luchse hier dauerhaft ansiedelten.