Rückblick: Wildes Tierleben – Wanderung ins Reich des Bibers
Exkursion ins Auenbiotop Großheubach im August 2025
An einem lauen Sommerabend trafen sich dreizehn Naturfreunde – darunter zwei Kinder – zur Wanderung ins Auenbiotop Großheubach. Zu Beginn gab Wolfgang Neuberger (Naturschutzwacht Bayern, Biberbeauftragter des Landkreises Miltenberg und ehrenamtlicher Experte des BUND Naturschutz, Kreisgruppe Miltenberg) spannende Einblicke in das Leben des dämmerungs- und nachtaktiven Bibers. Mit zwei Präparaten, einem Schädel und einem Biberfell konnten die Teilnehmer die Besonderheiten dieses beeindruckenden Tieres aus nächster Nähe betrachten.
Der Biber ist seit etwa dem Jahr 2000 wieder im Landkreis Miltenberg heimisch, nachdem er über 100 Jahre fast ausgestorben war. Erste Spuren entdeckte Wolfgang Neuberger damals bei einer internationalen Wasservogelzählung in den Weber-Seen bei Bürgstadt – fein zugespitzte Baumstümpfe, die wie Bleistifte aus dem Boden ragten.
Sein dichtes Fell, das markante „Bibergeil“ (ein Drüsensekret zur Reviermarkierung), sein Fleisch und der Verdacht ein Fischräuber zu sein, führte dazu, dass der Biber um 1874 in Europa fast verschwunden war. Dank Auswilderungsmaßnahmen, unter anderem im hessischen Spessart 1987/88, konnte er sich wieder ausbreiten und seine ursprünglichen Lebensräume zurückerobern.
Der Biber - ein echter Landschaftsgestalter
Als natürlicher Wasserbauer und Landschaftsgestalter spielt der Biber heute eine wichtige Rolle bei Renaturierungsmaßnahmen an Bachläufen. Seine körperlichen Anpassungen sind beeindruckend:
- torpedoförmiger Körper, dichter Pelz mit bis zu 23.000 Haaren pro cm²
- Schwimmhäute an den Hinterpfoten und der breite, flache Schwanz („Kelle“)
- spezialisierte Nagezähne mit eisenhaltigem Zahnschmelz, ideal zum Fällen von Bäumen
- „eingebaute Kämme“: die gespaltene Kralle an den Hinterpfoten zur Fellpflege
Nach der Einführung führte der Weg ins Auenbiotop. Unterwegs berichtete Wolfgang Neuberger über den Wert von Feuchtflächen – seien es Seen, Bäche, Auen oder Kiesgruben – als wichtige Rast-, Nahrungs- und Brutplätze. Hier wurden bereits seltene Gäste wie Silber-, Purpur- und Seidenreiher, aber auch die Wespenspinne oder zahlreiche Libellen- und Schmetterlingsarten beobachtet.
Am Wegesrand entdeckte die Gruppe Biberwechsel, Ausstiege und typische Nagespuren. Fragen wie „Wie alt wird ein Biber?“ (bis zu 16 Jahre) oder „Können Biber die Fällrichtung von Bäumen bestimmen?“ (nein) sorgten für lebhafte Diskussionen.
Begegnungen mit dem Biber
Am Beobachtungspunkt angekommen, hieß es warten. Schon bald jedoch zeigte sich der erste Biber – lautlos tauchte er auf und schwamm gemächlich am Schilfrand entlang. Der Höhepunkt des Abends war die gleichzeitige Sichtung von vier Bibern, die beim Fressen beobachtet werden konnten. Mit dem Spektiv (Beobachtungsfernrohr) mit 30facher Vergrößerung) von Wolfgang Neuberger und Ferngläsern wurden zusätzlich zwei Graureiher auf einem Nahrungsfloß entdeckt.
Besonders schön: Ein Teilnehmer, Herr Manfred Müller, hielt die eindrucksvollen Beobachtungen fotografisch fest.
Ein gelungener Abend
Die Rückkehr zum Treffpunkt kurz vor Einbruch der Dunkelheit war von Freude und Begeisterung geprägt – immerhin hatte die Gruppe an diesem Abend fünf Biber in freier Natur erlebt. Ein unvergessliches Erlebnis, das allen Teilnehmern in bester Erinnerung bleiben wird.
„Herzlichen Dank an Wolfgang Neuberger für die drei Führungen im Rahmen der Reihe ‚Wildes Tierleben‘!“
Fotos:
- Biberfotos: Manfred Müller
- Weitere Fotos: Wolfgang Neuberger