Zur Startseite

Klimaschutz und Energie

  • Home  › 
  • Aktuelles

Zwischenbilanz Spurensuche Gartenschläfer

Seit drei Jahren suchen Freiwillige des BUND Naturschutz in Bayern e.V. (BN) in den früheren Verbreitungsgebieten nach einem der seltensten Säugetiere Bayerns, dem Gartenschläfer. Richard Mergner, 1. Vorsitzender des BN: „Unsere Befürchtungen haben sich leider bestätigt. Der Gartenschläfer konnte in vielen seiner früheren Verbreitungsgebiete nicht mehr gefunden werden und könnte schon in wenigen Jahren ganz aus Bayern verschwunden sein“. Um Gegenmaßnahmen planen zu können, analysieren die Forscherinnen und Forscher der Justus-Liebig-Universität Gießen und der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung die Daten der letzten drei Jahre aus Bayern und sechs weiteren Bundesländern.

03.12.2021

Die dreijährige „Spurensuche Gartenschläfer“, die im Bundesprogramm Biologische Vielfalt und vom Bayerischen Naturschutzfonds gefördert wird, ergab, dass die größten Bestände des Gartenschläfers in Bayern im Frankenwald und in den Hochlagen des Fichtelgebirges zu finden sind. Kleine Bestände gibt es noch im Steinwald, im Bayerischen Wald und im Landkreis Miltenberg. Außerdem wurden im Alpenraum in hohen Lagen vereinzelt Gartenschläfer gesichtet. Mit hunderten von Spurentunneln und Wildkameras untersuchte der BN in den früheren bayerischen Verbreitungsgebieten des Gartenschläfers, wo der seltene und nachtaktive Bilch mit der Zorromaske noch zu finden ist. Zusätzliche Sichtungen wurden von der Bevölkerung über die Online-Meldestelle (www. gartenschlaefer.de) eingegeben. Seit 2019 konnten so insgesamt 244 Gartenschläfermeldungen in Bayern gesammelt werden, darunter 162 eindeutige oder von Experten bestätigte Hinweise. Durch Probennahme von Haaren und Kot in Nistkästen – in denen sich die Gartenschläfer gerne ihre Tagesverstecke einrichten – wurden Informationen über das Nahrungsspektrum und mögliche Krankheiten gesammelt.

Hunderttausende wissenschaftliche Daten hat das Team der „Spurensuche Gartenschläfer“ des BN, fünf weiterer BUND-Landesverbände und der beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in ganz Deutschland seit 2019 über diesen kleinen Verwandten des Siebenschläfers gesammelt. Es wurden beispielsweise mehr als 750 Totfunde für die Laboranalyse zusammengetragen. In der Online-Meldestelle des Projekts gab es mehr als 6.000 bestätigte Hinweise auf Gartenschläfer durch die Bevölkerung. „Eine so umfangreiche Untersuchung einer Tierart in so kurzer Zeit haben wir in der Forschung noch nicht erlebt“, so Johannes Lang, Gartenschläfer-Experte der Justus-Liebig-Universität Gießen. 

Uwe Friedel, Artenschutzreferent beim BN, der den bayerischen Teil des Projekts koordiniert, hofft darauf, dass sich aus der Datenanalyse klare Erkenntnisse ableiten lassen, was zum Schutz des Gartenschläfers getan werden kann: „Die vielen Daten sind wie Puzzleteile, aus denen wir jetzt ein Bild über den Gartenschäfer zusammensetzen können. Wir erwarten Erkenntnisse, wie seine Lebensräume aussehen, was er frisst, wie er sich verhält und was Todesursachen sind. Damit ermitteln wir auch, was ihm so sehr schadet und was es braucht, damit er auch in Bayern langfristig überleben kann.“

Der Bestand im Landkreis Miltenberg zeigt eindrücklich die Heraus­forderungen, vor denen wir beim Schutz des Gartenschläfers stehen. Trotz intensiver Suche, die die Landkreise Aschaffenburg und Main-Spessart miteinschloss, konnte der Fund aus dem Jahr 2020 im Jahr 2021 nur in den Weinbergslagen am Busigberg in Großheubach mittels Wildkamera und Nistkästen bestätigt werden. Hier handelt es sich also mit großer Sicherheit um eine kleine isolierte Population. Um diese zu schützen, wäre der Erhalt und die Aufwertung des Lebensraums und langfristig die Anbindung an andere Populationen zum Beispiel im angrenzenden Hessen über Biotopverbundstrukturen notwendig. Auch im Frankenwald und im Fichtelgebirge kann die bessere Vernetzung der Gartenschläferbestände dazu beitragen, das langfristige Überleben des Gartenschläfers in Bayern zu sichern.

Ermöglicht wird das Projekt „Spurensuche Gartenschläfer“ durch eine Förderung des Bundesamts für Naturschutz im Bundesprogramm Biologische Vielfalt mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit sowie des Bayerischen Naturschutzfonds.